Workshop für Jazz Gitarre in
Südfrankreich 2006: Feel The Beat
Der Jazz Gitarren Workshop 2006 mit den Dozenten Ulrich Hoffmeier und Bruce Forman in der Abbeye St. Michel de Frigolet ist vorüber. Leider. Niemand bedauert das mehr als Uli und ich.
Und es war für alle Beteiligten, von den Organisatoren über die Dozenten über die Teilnehmer bis zu den Begleitungen und dem Hund wieder für alle eine runde Sache. Man hat in der bekannt entspannten Atmosphäre des Klostergländes den Lektionen der beiden Dozenten Uli Hoffmeier und Bruce Forman gelauscht, die sich mit Hingabe dem Wissensdurst der angereisten Gitarristen gewidmet haben.
Eine Woche lang tummelten sich die Kursteilnehmer, die bis aus England und Norwegen angereisten, im Bistro Relais de la Treille, diskutierten bei provencalischen Köstlichkeiten über CMAR-Lick, Tritonus-Substitution und Embellishment. Oder man ließ untertags an der Bar die Gitarrenseele baumeln und abends in der Session das Plektrum kreisen, frei nach Bruce Forman: „You gotta feel the beat!“
Neue Disziplin: »Gitarrenweitwurf«
Der Frigolet Jazzgitarren Workshop 2006 wird mit einem Ereignis in Erinnerung bleiben, das es so in der Geschichte der Archtop-Gitarre nie gegeben hatte: Der wohl weltweit erste Vergleich von 16“-, 17“- und 18“-Modellen in Bezug auf Lautstärke und Tragfähigkeit, sozusagen ein Gitarrenweitwurf-Wettbewerb. Es ging um die bekannte Frage, ob der 18“-Korpus einer akustisch gebauten Archtop-Gitarre wirklich der lauteste ist, gegenüber 16“ und 17“? Eine typische diskussion nach einem Jazzgitarrenkonzert. Warum das nicht herausfinden, dachten sich Bruce Forman, Uli Hoffmeier und Stefan Sonntag. Die Bedingungen für eine derartige Untersuchung sind nirgendwo besser als im Hof des Bistros.
Im Dienste der Wissenschaft
Also wurde am letzten Kurstag flugs eine spontane, quasi subjektiv-wissenschaftliche Versuchssituation installiert. Unter der Aufsicht von Kursteilnehmer Dr. Marcus Sleightholm aus England spielten Uli Hoffmeier und Bruce Forman abwechselnd die drei Sonntag-Gitarrenmodelle J16H Ballade, J17H Standard und J18H Augusta mit jeweils repräsentativen Licks in unterschiedlichen Registern auf dem Griffbrett. Die Testhörer in Person der Kursteilnehmer waren in vier Reihen im Abstand von 3 m, 6 m, 9 m und 15 m vor den beiden Spielern platziert. Nach jedem Lick wurden die Hörer zu ihren Hörerlebnissen befragt, die Dr. Marcus Sleightholm peinlichst genau in eine Tabelle eintrug. Das Ergebnis der Untersuchung wird demnächst hier auf der Website veröffentlicht werden.
Abschied von Friogolet
Leider ging mit diesem Kurs 2006 das Kapitel Frigolet zu Ende. Die Bistrowirte Gilles und Brigitte Ribeaudeau, die so etwas wie die gute Seele des Kurses geworden waren und sich rührend um das leibliche Wohl der Kursteilnehmer gekümmert hatten, werden das Bistro in 2007 nicht mehr führen. Von der Klosterleitung wurde auch keine Perspektive in Aussicht gestellt, die für eine Durchführung des Kurses im nächsten Jahr geeignet gewesen wäre. Das verursachte natürlich tiefe Sorgenfalten auf den Stirnen der Organisatoren. Denn wie soll man eine Einrichtung wie das des Klosters Frigolet, das sich so ideal für die Abhaltung eines Gitarrenkurses erwiesen hatte, toppen können?
Licht am Ende des Tunnels
Aber Gottseidank gibt es ja noch so etwas wie eine glückliche Fügung des Schicksals: Denn wie der Zufall es will, stolperte Uli Hoffmeier bei der sofort und vor Ort gestarteten Suche nach neuen Räumlichkeiten über ein Hotel in dem Dorf Aigueze, das wie geschaffen für unseren Kurs zu sein scheint. Sobald die Verhandlungen mit der Hotelleitung über eine Durchführung des Workshops 2007 abgeschlossen sind, werden wir die Details auf meiner Webseite veröffentlichen. In diesem Sinne bleibt mir nur noch zu wünschen, alle Teilnehmer dieses Jahres und hoffentlich noch mehr neue im nächsten Jahr vom 14.-20. Oktober 2007 in der Provence wieder zu sehen.
Keep Swinging,
Stefan Sonntag
Die Ausschreibung für den Workshop läßt sich noch einmal hier ansehen.
Post Scriptum: »Mit Gitarre und mit Banjo«
Hier gibt es noch eine Perle vom Abschlußkonzert des Frigolet Workshops 2006 im Bistro »La Treille«: Ein selbst getextetes Lied von Teilnehmer Bernd v. Guerard auf die Melodie von »Exactly Like You«, aufgeführt im Duett mit Bernd am Banjo und Uli Hoffmeier an der Gitarre. Leider ging wegen fehlender Probenzeit der Text im Eifer des Gefechts etwas unter. Darum hier zum Nachlesen ausführlich und vollständig die Komplettversion:
Mit Gitarre und mit Banjo
(Melodie : Exactly Like You)
I
Mit Gitarre und mit Banjo spielen wir ein Stück,
so was hört man selten, – Mensch habt ihr ein Glück.
Das Ganze nennt sich Duo, das heißt es spielen – zwei,
weil von dene and’re keiner ist dabei.
Uli spielt die Augusta,
das macht er ganz wunderbaa,
und ich als Banjomann schlage meine Saiten an
und schrubbe was ich kann.
Mit Gitarre und mit Banjo spielen wir ein Stück,
so was hört man selten, – Mensch habt ihr ein Glück.
II
Die Gitarre hat sechs Saiten, das Banjo hat nur vier,
das macht zusammen zehne – viel wen’ger als beim Klavier.
Wir spielen ohne Schlagzeug und spielen ohne Bass,
das klingt zwar etwas mager, doch macht’s uns richtig Spass.
Auch muss mal Pause sein,
die führen wir jetzt gleich mal ein,
zwei drei vier (3 Takte Pause … … … … … … ) , so das war’s.
Mit Gitarre und mit Banjo spielten wir ein Stück,
wir kommen nun zum Ende, – Mensch habt ihr ein Glück.
B. v. Guerard 10/2006