Nachlese zum Workshop mit
Heiner Franz in Kerpen-Sindorf 2009
Hier ein Erlebnisbericht eines Gitarristen der beim Workshops mit Heiner Franz dabei war (man lobt sich ja selbst nur ungern, aber wenn es andere tun …):
DER WORKSHOP FÜR JAZZGITARRE MIT HEINER FRANZ
AM 30./31.05.09 IN DER MUSIKSCHULE LÄMMLE
KERPEN-SINDORF WAR EIN VOLLER ERFOLG!
(ein Artikel von Uwe Kuhlmann, Jazz-Gitarrist aus Hilden und
Teilnehmer am Workshop)
Endlich war es wieder so weit! Es gab Neues in Sachen Jazz zu lernen und das bei keinem Geringeren, als dem Gitarristen und Gewinner des „Archtop Awards 2008“ Heiner Franz!
Veranstaltungsort für dieses Event war die Musikschule Lämmle in Kerpen-Sindorf, die unter der Leitung von Thomas Lämmle schon des öfteren Workshops und Konzerte u.a. auch mit Helmut Kagerer und Frank Haunschild durchgeführt hat. Die Musikschule Lämme hat sich mit ihrem Angebot bewusst auf das Vermitteln moderner Spielkonzepte des Rock, Blues und des Jazz beschränkt. Dies läßt Raum für kreatives und innovatives Lernen und fördert den Spaß der Schülerinnen und Schüler jeden Alters am Erlernen zeitgenössischer und aktueller populärer Musikstile.
Geplant und ausgerichtet wurde diese Veranstaltung von Stefan Sonntag aus Augsburg, dem in der Jazz-Gitarristen-Szene angesagtesten Bauer von Archtop-Jazzgitarren. Er stellt seine Gitarren von Hand in Kleinserien her und arbeitet in der Tradition so berühmter Gitarrenbauer wie z.B. D'Angelico und D'Aquisto. Sein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Einsatz edelster Hölzer und der Einhaltung höchster Qualitätsstandards und dieses Vorgehen bringt Jazzgitarren in einer Qualität hervor, die in der industriellen Massenfertigung unerreicht bleibt.
Stefan hatte wieder eine breite Palette seiner Gitarren als Ausstellungsstücke dabei und präsentierte auch zwei Gitarren, die noch ohne Lack waren, aber dennoch voll bespielbar ausgerüstet wurden. Ein interessantes Spielgefühl, auf einem Rohling, bei dem die Bleistiftstriche vom Anzeichnen noch zu sehen sind. Dennoch ist auch in diesem frühen Stadium einer Sonntag-Archtop klar erkennbar wohin die Reise geht – „Streben nach kompromißloser Qualität“.
Der Workshop war auf 2 Tage angesetzt und die sollten sich als ein Feuerwerk der Rhythmus-Gitarre herausstellen, in der von Heiner Franz das Thema „Kreatives Begleiten vom Duett bis zur Big-Band“ fundiert und konzeptionell sauber aufbauend erklärt wurde.
„Ich bin der Heiner, freut mich Euch alle kennen zu lernen“ war der Startpunkt für 2 Tage Musik auf hohem Niveau. "Ich möchte Euch alle zuächst einmal kennenlernen", fuhr Heiner fort "... und dafür machen wir eine „Kennenlernrunde“.
Die 8 Teilnehmer am Workshop hatten spielerisch ein ansprechendes und ähnlich hohes Niveau, wenngleich bereits in der „Kennenlernrunde“ klar wurde, dass da sehr viele verschiedene Jazz-Begleitstile versammelt waren – von „bluesig straight“ über „4 to the bar – Freddy Greene's Style“ bis hin zu moderneren Voicings war alles vertreten. Heiner Franz spielte zunächst die Begleitung zu einem Blues in G während jeder Kursteilnehmer der Reihe nach 2 Chorusse seiner Kenntnisse im Solieren und Improvisieren zeigen konnte. Danach wurde gewechselt, Heiner spielte Skalen und Arpeggien und die verschiedenen Begleitstile der Teilnehmer wurden einer nach dem anderen hörbar.
Die Ergebnisse der Kennenlernrunde waren dann Heiner's Ansatzpunkt für den Workshop. „Lernt nicht Griffbilder auswendig, sondern versucht wirklich zu verstehen, was sich auf Eurem Gitarrenhals alles befindet. Spielt zunächst die Basisakkorde und hört was die anderen in der Band machen. Wenn Ihr wißt, was die anderen für Gewürze im Gepäck haben, dann wisst Ihr auch, welche Gewürze man noch zusätzlich braucht, um ein gutes Jazz-Gericht auf den Tisch zu bringen.“
Heiner hat dann nach und nach die verschiedensten Herangehensweisen an eine solide Begleittechnik erklärt. Ausgehend von Grundakkorden wurden immer wieder neue Sachen wie Umkehrungen, Reduzierungen und Ausweichen in die „upper structure“ eines Akkords anschaulich vermittelt. Es war überhaupt mit das Wichtigste bei diesem Workshop, dass Heiner Franz jede seiner theoretischen Überlegungen sofort auf seiner Gitarre, einer „Heiner Franz Signature von Sonntag Guitars“ hörbar gemacht hat.
Auch der zweite Workshop-Tag war von der Idee getragen, die verschiedenen Verbindungen und Kadenzen ansprechend zu begleiten. Da wurde auch vor Harmonisch-Moll, Melodisch-Moll oder anderen modernen Klangstrukturen wie z.B. Diminished Scale (half step/whole step) und (whole step/half step) (dt.: Halbton-Ganzton-Skala bzw. Ganzton-Halbton-Skala) nicht Halt gemacht.
Am Ende der zwei Tage stand eine Session basierend auf Jazz-Standards, in der jeder Teilnehmer die Möglichkeit bekam, mal mit einem richtigen Profi-Musiker sein Können und das neu Erlernte auszuprobieren. Alle waren mit den Workshop-Ergebnissen sehr zufrieden und nach einer herzlichen Verabschiedung aller Teilnehmer brach jeder Richtung Heimat auf.
Ein sehr gelungener Workshop!