Von Barock zu Jazz im Kloster Irsee
In der Jazzszene tummeln sich unzählige Jazzgitarristen. Es gibt gute, es gibt mäßig gute, es gibt sehr gute und es gibt herausragende. Einer davon ist Bruce Forman aus Los Angeles.
Mit ihm hatten wir im November 2017 die Gelegenheit, einen viertägigen Workshop im Kloster Irsee im Allgäu zu verbringen. Ich hatte mit Bruce Forman früher schon einige Workshops durchgeführt, und von daher wußte ich, daß es mit ihm immer eine sehr vergnügliche Angelegenheit ist.
Have Fun!
Neun Teilnehmer wollten sich diese Chance nicht entgehen lassen (leider mußten zwei Teilnehmer kurzfristig absagen, sonst wären wir eine noch größere Gruppe gewesen) und sie kamen voll auf ihre Kosten. Bruce bot in den täglichen drei Stunden einen intensiv geführten Unterricht. Von Rythmusübungen bis zu fortgeschrittenen Alterierungen und weiter zu erweiterten Substitutionen war alles drin. Jede Frage der Teilnehmer wurde ausführlich beantwortet und diskutiert.
Auch ein kleines gruppeninternes Konzert wurde abgehalten. Dazu gab Bruce zwei Regeln vor, die man im Jazz gerne übersieht:
– sound good!
– have fun!
Diese zwei Punkte sind, wenn man Bruce öfter gehört und erlebt hat, die Quintessenz seines musikalischen Schaffens und auch Lehrens. Ein sehr grundsätzliches Thema, das sich bei ihm in allen Tips und Ratschlägen niederschlug, neben allen anderen Kniffen zur Gitarre, die Bruce der Gruppe mit auf den Weg gegeben hat.
Have more fun!
Spaß hatten wir mit unserem Dozenten nicht nur im Unterricht, sondern auch abseits davon während geselliger Stunden. Bruce ist ein sehr sympathischer und kontaktfreudiger Mensch, immer zugänglich für die Teilnehmer. So konnten die Teilnehmer auch interessantes und unterhaltsames aus Bruce‘ musikalischem Leben erfahren. Z. B. Anekdoten über berühmte Musiker mit denen Bruce gespielt hatte, darunter Oscar Peterson oder Ray Brown.
Das Kloster hat ein gemütliches Kellerrestaurant, in dem wir abseits von anderen Gästen ungestört jammen konnten. Jeder Abend hatte seinen eigenen Charakter. Einmal wurde klassisch gejazzt, ein anderes Mal gab es das Spiel „pass the guitar“: Eine Gitarre ging reihum und derjenige mit Gitarre durfte etwas nach Belieben vortragen. Das konnte sein, ein Stück spielen oder singen, oder aber auch etwas völlig anderes, etwa Jonglieren oder Tanzen.Nachdem ausschließlich Gitarristen anwesend waren, beschränkten sich die Vortrage jedoch auf Gitarre und Gesang.
An einem dritten Abend kamen wir in den Genuss von Bruce Formans Solostück, „ The Red Guitar“, das man sich als eine Art Musiktheater für eine Person vorstellen muß. Bruce spielt Gitarre und erzählt gleichzeitig eine Geschichte über Gitarren, den Jazz und das Leben. Hat man schon jemals jemand Giant Steps spielen und gleichzeitig dazu eine Geschichte erzählen hören? Bruce kann das, und das ist virtuos und unterhaltsam zugleich.
Mit dieser angenehmen Gruppe ging der Workshop viel zu schnell vorbei.
Im professionell geführten, sehr barocken Kloster Irsee, hatten wir uns sehr wohlgefühlt.
Bruce Forman hat zugesagt, nächstes Jahr in 2018 wieder zu kommen. Wir freuen uns also schon jetzt wieder auf überaus unterhaltsame und lehrreiche Workshop-Tage mit einem der besten Jazzgitarristen unserer Zeit.
Genaue Informationen zum Workshop 2018 dann an dieser Stelle zu gegebener Zeit.
Bruce live mit Helmut Nieberle
ps: Als Schmankerl hier noch ein paar Links zu einem Hauskonzert mit Bruce und Helmut Nieberle in Regensburg:
Split up the Blues (Helmut Nieberle)
Stompin' at the Savoy
Wave
Too Marvelous for Words
It's You or No-one