Licks, Tricks und fette Grooves
Eine gelungene Woche
Es war wieder ein schöner Ausflug mit unserem Jazzworkshop ins tolle Hotel Schloß Korb im April 2018. Das ist der erste Satz, der mir einfällt, wenn ich an diese Woche zurückdenke. Es hatte sich eine Gruppe zusammengefunden, die wunderbar miteinander harmonierte. Die Dozenten waren gut drauf, die Teilnehmer wißbegierig und entspannt, das Hotelpersonal hatte einen klasse Job gemacht. Also, was will man mehr? Eigentlich nur wieder einen neuen Workshop, am selben Ort, in der selben Besetzung. Aber das dauert halt leider wieder ein Jahr. Bis dahin müssen wir uns an den Erlebnissen und Eindrücken dieser Workshopwoche freuen. Und deren gab es genug.
Super Dozenten
Die Dozenten für die beiden Gitarrengruppen hatten interessante Themen im Angebot gehabt. Helmut Nieberle gab den Teilnehmern u.a. ein Grundsatztraining in „hören Sie die Akkordverbindungen“ mit. Essentiell für alle musikalischen Situationen.
Oder Basics für Walking-Bass. An dieser Stelle muß unserem Teilnehmer Thomas Harrer gedankt werden, der stante pede diese Lektionen mit seinem Computerprogramm für alle transkribiert und vor Ort ausgedruckt hatte. Hatte ihm eigentlich dafür jemand mal ein Bier ausgegeben?
Paulo Morello hingegen vereinfachte den Improvisationsansatz für Blues anhand des Stückes „Tenor Madness“ von Sonny Rollins, den man aber genauso gut auf andere Stücke anwenden kann. Für diesen Blues hatte Paulo auch ein raffiniertes fünfstimmiges Arrangement geschrieben, das einstudiert wurde und am letzten Abend beim Abschlußkonzert zur Aufführung kam. Sein Spezialgebiet, Bossa Nova- Begleittechniken, kam natürlich auch in seinen Lektionen dran.
Helmut Nieberle ist bekanntlich auch ein Meister der Arrangements. Er hatte eines für den Song „Cute“ im Gepäck, ein Paradebeispiel für Big-Band-artige mehrstimmige Sätze. In unserem Fall alle Stimmen mit Gitarren gespielt.
Natürlich blieb es nicht bei diesen Themen allein. Denn durch die gezielten Fragen der Teilnehmer kamen erfreulicherweise immer wieder neue Facetten dieser Themen zur Sprache, die der Gruppe einige Heureka-Momente bescherte.
Die Gesangsgruppe von Dozentin Jeanne Gies arbeitete während der Unterrichtszeiten mit Einzelbetreuung. Die Sänger*innen konnten Stücke aus ihrem Repertoire vortragen, die dann individuell von Jeanne Gies kommentiert oder korrigiert wurden. Egal wie geübt die Teilnehmer*innen waren, Jeanne Gies besitzt die Gabe, jede*n einzelne*n ihrem jeweiligen Leistungsstand entsprechend zu betreuen. Mit gezielten Vorschlägen z. B. zu Interpretation oder passender Tonart konnten sie alle Ihren Gesangsfähigkeiten zum Ende der Woche aufpolieren und verfeinern.
Dank gebührt an dieser Stelle auch den Gitarristen Armin Bonner und Dani Solimine. Die beiden Profis unterstützten die Sänger*innen mit ihrer Gitarrenbegleitung kompetent und einfühlsam, egal welche Stilrichtung die Teilnehmer*innen auswählten.
Jammen bis zum Abwinken
Außerhalb der Unterrichtsstunden wurde natürlich wieder viel gejammt. Ich begrenze die Unterichtszeiten pro Tag bewußt auf drei Stunden. Erstens bekommen die Teilnehmer in dieser Zeit mehr als ausreichend Input und Inspirationen mit, die meistens für Monate ausreichen, bis man sie zu Hause verarbeitet hat. Und zweitens soll genug Zeit bleiben, um miteinander Musik machen zu können. Musik ist ja dann am schönsten, wenn miteinander gespielt wird und spontan eine schöne Stimmung entsteht.
Es war schön zu sehen, daß die Teilnehmer diese Gelegenheit reichlich nützten. Vor allem hat es mich gefreut zu sehen, daß auch Teilnehmer, die sich in früheren Kursen zu unsicher zum Jammen fühlten, plötzlich mittendrin in den Sessions dabei waren. Die Workshopteilnahme zahlt sich also aus, quod erat demonstrandum!
Runder Abschluss
Am letzten Abend führen wir traditionell das Abschlußkonzert für die Hotelgäste und Freunde auf. Unsere Gastgeber, die Hotelbesitzer Ruth und Fritz Dellago, stellen uns dafür immer die Veranda zur Verfügung. Ein wunderschöner Gesellschaftsraum mit einer prima Akustik und toller Aussicht über das Etschtal.
Die meisten Teilnehmer aus Gitarren- und Gesangsgruppen brachten sich mit einem oder mehreren Stücken ein, so daß wir eine runde Setliste zusammenstellen konnten. Die oben erwähnten Gitarrenarrangements leiteten den Abend ein und dann folgte ein buntes Potpourri aus jazzigen, poppigen, oder auch Liedermacher-artigen Stücken bis zu Country. Auch wenn der Kurs unter der Überschrift Jazzworkshop läuft, haben wir keine Scheuklappen anderen Musikstilen gegenüber. In erster Linie soll Musik Spaß machen. Und das klappte an diesem Abend und in dieser Woche auf Schloß Korb wunderbar!
Arrivederci
Bleibt nur noch zu erwähnen, daß wir uns im Hotel wieder ausnehmend wohl gefühlt hatten. Ruth und Fritz Dellago und ihre Schloßgeister und die Küche schaffen es jedes Jahr, uns zur vollsten Zufriedenheit zu Umsorgen. Das Hotel bietet so viele Möglichkeiten, es sich gutgehen zu lassen, daß die meisten in der Gruppe während der Workshoptage keinen Fuß außerhalb des Hotelgeländes gesetzt hatten. Außer vielleicht mit einem Spaziergang auf die Ruine Boymont, wo vom Hotel ein Vesper-Kiosk betrieben wird und man auch einen Nachmittag wunderbar vertrödeln kann.
Der nächste Jazz- Workshop für Gitarre und Gesang ist mit dem Hotel schon ausgemacht. Wir kommen wieder, vom 23.-27. April 2019 werden wir es uns im schönen Hotel Schloß Korb wieder gemütlich machen, die Instrumente auspacken und Musik erklingen lassen.
Ich freue mich jetzt schon wieder auf eine tolle Woche mit netten Leuten und viel Musik in einer phantastischen Atmosphäre!